Mehr als eine Mahlzeit: Suppenküche hilft einsamen Senioren in Bosnien-Herzegowina

Eine ältere Witwe, die durch den Bosnienkrieg vertrieben wurde, findet in Glamoc Unterstützung und Gemeinschaft.

4. November 2024

Vom Bosnienkrieg gezeichnet 

„Die Qualen sind schwer zu ertragen, wenn man allein und krank ist. Die Nächte sind bitter und es scheint, als würden sie niemals enden.“

Vasilija (84) lebt allein in Glamoc, einer der ärmsten Regionen Bosnien-Herzegowinas.

Mit seinen abgesperrten Minenfeldern und zerbombten Gebäuden trägt Glamoc noch immer die Spuren des Bosnienkrieges – und die meisten Menschen, die hier leben, tragen ihre eigenen Narben von großem Trauma und Verlust.

Vasilija selbst führte einst ein zufriedenes Leben in einem nahe gelegenen Dorf mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen. Dann kam der Krieg, ihr Haus wurde niedergebrannt und die Familie wurde zu Flüchtlingen. Kurz darauf starb Vasilijas Mann.

Im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 wurden 100.000 Menschen getötet und mehr als 2 Millionen Menschen zu Flüchtlingen.

Eine Lebensader für ältere Menschen

Die Suppenküche von „Mission ohne Grenzen“ ist für Vasilija und viele andere eine wichtige Anlaufstelle. Hier erhalten ältere Menschen, die in Armut leben, täglich warme Mahlzeiten, Freundschaft und Bibellesungen.

Da Vasilija ihr Zuhause nicht verlassen kann, bringt ihr der Sozialarbeiter der Mission, Blazenko, regelmäßig Lebensmittel- und Hygienepakete nach Hause.

Vasilija sagt: „Ich freue mich, wenn Blazenko mich besucht und wir uns unterhalten. Er bist wie ein Geschenk des Himmels.“

Ein Ort, an dem wirklich alle willkommen sind 

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Bosnienkrieg ist das Land immer noch tief zwischen den Ethnien gespalten. In der Suppenküche in Glamoc essen jedoch Menschen bosnischer, serbischer und kroatischer Herkunft gemeinsam, spielen Schach und unterhalten sich über gemeinsame Nöte und Hoffnungen.

Blazenko sagt: „Wir haben immer versucht, die Suppenküche zu einem Ort zu machen, an dem die Menschen nicht nur eine Mahlzeit erhalten, sondern viel mehr als das. Bisher haben wir Strickworkshops organisiert, wir lesen zusammen in der Bibel und ermutigen uns gegenseitig.

„Mich macht besonders glücklich, dass dies ein Ort ist, an dem alle Ethnien wirklich willkommen sind. Was zählt, ist nur der Mensch als Individuum.“ Blazenko

Ein zutiefst gespaltenes Land 

Dalibor Kojic, Direktor von „Mission ohne Grenzen“ in Bosnien-Herzegowina, sagt: „Obwohl der Krieg selbst beendet ist, gibt es für viele Menschen keinen wirklichen Frieden und keine Versöhnung.

Das Land wird von vielen Menschen bewohnt, die von jemandem verletzt worden sind, und viele von ihnen sind nicht in der Lage, dies auf konstruktive Weise zu verarbeiten, um Heilung zu erfahren. Selbst nach so vielen Jahren sprechen wir noch von etwas, das ‚vor‘ oder ‚nach dem Krieg‘ passiert ist, und wir haben ‚unsere Seite‘ und ‚ihre Seite‘ der Städte.

Es macht mir Mut, dass wir in unserer Suppenküche in Glamoc ein wunderbares Gemeinschaftsgefühl ohne Spaltungen erleben. Benachteiligte Menschen, die gemeinsame Not teilen, haben mehr gemeinsam als Menschen, die dieselbe Nationalität oder politische Meinung haben. Sie sind eine starke Stimme der Hoffnung für die kommenden Generationen und ein Beispiel dafür, dass Einheit in Vielfalt möglich ist.“